Geologie unserer Rieden

Wenn man einen gereiften Riedenwein, der ein spezielles Terroir widerspiegelt, genießt, und dabei an alte Jahrgänge, extreme Langlebigkeit und gereifte Lebensdauer denkt, bedenkt man nicht, welches Alter unsere Böden, auf denen unsere Rebstöcke gedeihen, aufweisen und wie viel (Erd-) Geschichte sich darunter verbirgt.

In vier Abschnitten erklären wir die Entstehung der Gesteine unserer Weingärten und zeigen die fortwährende Veränderung der Landschaft.

„UNSERE WEINE SIND AUSDRUCK UNSERES TERROIRS.“

„Patrizia & Erwin Sabathi“

Ein von uns oftmals und immer wieder verwendetes Statement.

Terroir – gemeint ist/sind damit die Lage, das Klima, der Boden und die Geologie unserer Weinberge in der Südsteiermark, oder ganz konkret unsere Rieden. (Da eine Riede durch das Zusammenspiel genau dieser 4 Faktoren geprägt ist).

EIN STREIFZUG DURCH 400 MILLIONEN JAHRE ERDGESCHICHTE


Das feste Fundament

PALÄOZOIKUM / Silur – Devon, vor ca. 400 Mio. Jahren

Der Großteil der Festgesteine des Grundgebirges entstand im Erdaltertum (Paläozoikum). Es waren sandig–tonige Sedimente mit zwischengeschalteten
Vulkangesteinen und Kalke, die in einem Meer südlich des Äquators abgelagert wurden. Während der letzten 400 Millionen Jahre gelangten Teile dieser Ablagerungen durch plattentektonische Prozesse (Verschiebung von Erdplatten) schlussendlich bis in die heutige Position und bauen u.a. den Remschnigg, die Koralpe und den Sausal auf.

Manche Gesteinseinheiten wurden während ihrer Reise teilweise mehrfach tief in die Erdkruste abgesenkt und so durch unterschiedlich hohen Druck und Temperatur in Diabas, Schiefer, Gneis, Marmor, Amphibolit bzw. Eklogit umgewandelt. Pegmatite und granitische Gesteine belegen auch das Eindringen von Gesteinsschmelzen in diese Gesteinseinheiten.

Andere Gesteine, wie z.B. Kalke des Grazer Paläozoikums wurden kaum überprägt und dokumentieren so, mit den noch erhaltenen Fossilien (z.B. Korallen), ihre ursprüngliche Entstehung in einem warmen Meer.

Der weite Transportweg und die unterschiedlichen tektonischen Prozesse haben Spuren hinterlassen: intensive Verfaltungen und Störungen sowie das Nebenund Übereinander von verschiedenen Gesteinseinheiten. Aus dem Erdmittelalter (Mesozoikum) sind nur noch kleine Reste (Kalke, Dolomite, Konglomerate) vorhanden. Der Großteil dieser geologischen Zeitdokumente wurde längst wieder abgetragen. Die Gesteine des „festen Fundaments“ bilden auch die Ausgangsgesteine der Ablagerungen, mit denen das Steirische Becken verfüllt wurde.


Das Steirische Becken wird verfüllt
Jüngeres Känozoikum / Neogen,
vor ca. 20 Mio. – vor ca. 16 Mio. Jahren

Mit der Heraushebung der Alpen begann vor ca. 20 Millionen Jahren eine massive Umgestaltung der Landschaft, die auch zur Bildung von großen Becken führte (z.B. Steirisches-, Wiener-, Pannonisches Becken). Intensive magmatische Aktivität begleitete diese Prozesse und die Ablagerungen belegen eine mehrere Millionen Jahre dauernde Meeresausbreitung in diesen Becken.

Das Weststeirische Becken wird im Süden vom RemschniggPoßruck, im Westen von der Koralpe und im Osten vom Sausal (Mittelsteirische Schwelle) begrenzt.

Mit dem Absenken dieses Beckens kam es gleichzeitig zur Schüttung von grobklastischen, schlecht gerundeten, kristallinen Komponenten („Wildbachschutt“). Darüber folgen vorwiegend feinkörnigere Sedimente, die auch kohleführend sind.

Diese Ablagerungen sind heute in der Region um Eibiswald zugänglich.
Danach ist eine Phase mit der Ausbildung eines Deltas belegt und schließlich wurde die gesamte Region vom vordringenden Meer überflutet. Neben feinkörnigen Ablagerungen (Silt, Sand) geben einzelne zwischengeschaltete Kieslagen Rückschluss auf untermeerische Schuttströme.

Spärliche Fossilfunde (z.B. Seeigel, Schalenbruchstücke von Muscheln, Pflanzenreste sowie Foraminiferen und Spurenfossilien) belegen einen Ablagerungsraum, der anfangs als Tiefwasserbereich ausgebildet war und allmählich verflachte. Eine Wechsellagerung von groben Kiesen/Blöcken und Sanden sind die jüngsten noch erhaltenen Sedimente der Region. Diese
Ablagerungen führen zum Teil Fossilien (z.B. Austern, Turmschnecken) und sind vielleicht zeitgleich mit den riffähnlichen Bildungen der östlich anschließenden Untiefen entstanden.


Tektonik und Erosion
Gab und gibt es immer /
Hier: Zeitabschnitte seit dem Neogen

Nachdem über einen Zeitraum von einigen Millionen Jahren mehrere hunderte Meter mächtige Gesteinsabfolgen abgelagert wurden, kam es im Steirischen Becken schließlich zu einer Hebungsphase, die bis heute andauert.
Diese tektonischen Kräfte bewirkten auch eine Schrägstellung der abgelagerten Schichten. Jene Flüsse, die das Weststeirische Becken in der Schlussphase mit Gesteinsschutt aus dem Randgebirge (RemschniggPoßruck, Koralpe) verfüllten, begannen sich nun in die zuvor sedimentierten Ablagerungen einzuschneiden.

Neben den großen tektonischen Bewegungen spielt bei den nun stattfindenden landschaftsgestaltenden Prozessen auch das Klima eine bedeutende Rolle. Speziell der mehrmalige Wechsel von Kalt- und Warmzeiten (im quartären Eiszeitalter) während der letzten 2,6 Millionen Jahre,

führte zur Modellierung der Landschaft. Phasen mit wenig Wasser (Schnee, Gletscher) wechseln mit Zeiten von großem Wasserangebot (Schmelzwasser), in denen auch verstärkt Erosion stattfinden konnte. Speziell im Randbereich des Grundgebirges „frästen“ sich die Bäche in die Gesteine und formten enge Klammen, Schluchten und Gräben. Entlang der Flussläufe entstanden an den Hängen in Abhängigkeit vom Wasserangebot Terrassen. Gegenwärtig wird in den breiten Tallagen das abtransportierte Gesteinsmaterial zwischengelagert, bevor es bei Hochwasser wieder weitertransportiert wird. Die schräg gestellten Wechsellagerungen von feinund grobkörnigen Schichten bewirken aufgrund der unterschiedlichen Wasserdurchlässigkeit auch das Auslösen von Massenbewegungen. Anzeichen von Hangkriechen und Rutschungen können vielerorts beobachtet werden.


Gestalter der heutigen Landschaft
KÄNOZOIKUM / Quartär, Holozän –
seit 11.700 Jahren bis heute

Geologische Prozesse finden meist in Zeiträumen statt, die für uns nur schwer nachvollziehbar sind. Selbst die jüngsten räumlichen Veränderungen der Landschaft bleiben kaum
über Generationen im Gedächtnis. In unseren Breiten hat der Bewuchs (die Vegetation) eine besonders landschaftsprägende Bedeutung. Verschwommen sind aber auch die Übergänge von den noch spärlich erhaltenen Naturzu den dominierenden Kulturlandschaften.

Dem Boden, als Schnittstelle zwischen der belebten und unbelebten Natur, kommt hier eine besondere Bedeutung zu, bildet er doch die Lebensgrundlage für Menschen, Tiere und Pflanzen.

Ausgangsgestein, Relief (z.B. Neigung), Klima, Bodenorganismen sowie Bewuchs, der Mensch und die Zeit beeinflussen die Bodenbildung, die Bodenerhaltung und damit auch den Charakter der Landschaft. Die Südsteiermark ist seit Jahrhunderten Weinbaugebiet. Weingärten werden mehrjährig genutzt (Dauerkultur).

Der Weinbauer/Winzer hat es also in der Hand, im Rahmen einer qualitätsorientierten und nachhaltigen Bewirtschaftung eine hohe Biodiversität zu erhalten und jene Faktoren zu unterstützen, die eine optimale Entwicklung der Weinreben gewährleisten.